In Krakau trifft Kultur auf Kulinarik, historische Bauwerke auf modernes Design. Diese Mischung zieht nicht nur Besucher aus aller Welt, sondern auch immer mehr junge Polen nach Krakau. Hier gibt’s die Clever reisen! – Must-Sees und Insidertipps.
Die zweitgrößte Stadt Polens und ehemalige Hauptstadt ist aus vielen Gründen eine Reise wert. Kraków wurde im 2. Weltkrieg nicht zerstört und verfügt daher über eine wunderschöne Altstadt, die zum UNESCO Welterbe gehört. Wir zeigen, welche Sehenswürdigkeiten in und um Krakau man bei einem Besuch der hippen Schwesterstadt Warschaus gesehen haben muss.
Mittelpunkt der Altstadt ist das Königsschloss Wawel, der Markplatz Rynek Glówny mit seinem Wahrzeichen der Marienkirche, den Tuchhallen aus der Renaissance und dem Rathausturm.
Von Marktplatz weg geht man eine der ältesten und repräsentativsten Straßen der Krakauer Altstadt: die Floriańska-Straße. Heute zieht sie die Besucher durch die vielfältigen Geschäfte, Restaurants und Clubs an, vor Jahrhunderten zogen hierentlang feierliche Prozessionen bei Krönungen oder königlichen Begräbnissen. Denn die Floriańska-Straße ist ein Teil des Königswegs, der vom Florianstor zum Königsschloss auf dem Wawel führt.
Berühmte polnische Künstler hat das Museum für polnische Kunst des 19. Jahrhunderts im oberen Stockwerk der Tuchhallen zu bieten. Der Aufstieg lohnt sich schon allein wegen des tollen Blicks auf den Marktplatz und die Marienkirche. Im Untergeschoss befindet sich ein neues Museum zur Geschichte Krakaus, dass besonders auch für Kinder audiovisuell ansprechend aufbereitet ist.
Kraków hat so viele Museen zu bieten, dass man allein dafür schon eine Woche einplanen müsste. Aber ein Kunstwerk darf man nicht verpassen: Das Gemälde „Die Dame mit Hermelin“. Es ist eines der vier von Leonardo da Vinci gemalten Frauenporträts. Das Gemälde befindet sich in der Sammlung des Krakauer Czartoryski-Museums. https://mnk.pl/branch/the-princes-czartoryski-museum
Trendviertel Kazimierz und Podgórze
Durch Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste” wurde das jüdische Viertel Kazimierz wiederentdeckt. In alte Handwerksbetriebe rund um den plac Nowy zogen Szenekneipen wie die Bar Alchemia (der Name verweist auf eine frühere chemische Reinigung). Rund um die Hauptstaße ul. Szeroka, an der zwei der insgesamt sieben Synagogen des Viertels liegen, öffneten mehrere Restaurants, wie das Hevre (eine ehemalige Synagoge) in denen abends Klezmer-Musik gespielt wird und traditionelle jüdische Gerichte serviert werden.
Am Plac Nowy muss man unbedingt die kultige Baguette-Spezialität „Zapiekanka“ probieren. Das Zapiekanka ist ein Baguette, das mit Champignons, Zwiebeln und Gewürzen belegt ist und mit Käse überbacken wird. Meist gibt es noch Soße oder Ketchup obendrauf. Je nach Geschmack kann man sich auch noch verschiedene Beläge aussuchen. Am Sonntag findet auf dem Plac Nowy auch ein schöner Flohmarkt statt.
Ebenfalls probieren muss man Obwarzanek. Der Hefekringel, in der Mehrzahl heißen sie Obwarzanki, haben ihre Heimat in Krakau. Dort wurden sie schon im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt. Nach einem königlichen Privileg von 1496 durften sie nur in Krakau und Umgebung gebacken werden. Für den Kringel werden zwei oder drei Hefestränge umeinander gedreht und in eine runde Form gebracht. Nach dem Backen wird er ein paar Minuten in Salzwasser blanchiert. Die Obwarzanki sind auf einer Seite wahlweise mit Salz, Sesam, Kümmel oder Mohn bestreut. Es gibt sie an jeder Ecke, oft an Straßenwagen, zu kaufen. Jüdische Einwanderer haben sie übrigens im 19. Jahrhundert in die USA und Kanada eingeführt – dort traten sie als Bagels ihren Siegeszug an.
Von Kazimierz kann man über die wunderschöne „Artistenbrücke“ ans andere Weichselufer nach Podgórze spazieren. Die ehemalige österreichische Stadt ist zum Trendviertel geworden. Die superschöne Brückenkonstruktion mit den schwebenden Artistenfiguren ist für sich schon ein Hingucker. Von hier sieht man auch in einiger Entfernung auf das ehemalige Forum-Hotel. Hier hat in den 90er Jahren Regisseur Steven Spielberg gewohnt, als er den Film „Schindler Liste“ gedreht hat. Heute befinden sich im Hala Forum viele Restaurants und Bars, es gibt einen Stadtstrand und das Riesenrad und ein Heißluftballon laden zu einer Fahrt über die Dächer von Krakau mit Blick auf den Wawel ein. Ein Muss ist natürlich ein Selfie vor dem Krakau-Schriftzug.
In Podgórze haben in den vergangenen Jahren viele neue originelle Cafés eröffnet. Die Hala Lipowa zum Beispiel kombiniert einen Friseursalon, Designgeschäft und Café. Schindlers Fabrik lohnt auf jeden Fall einen Besuch. In der ehemaligen Emaillefabrik ist sein Arbeitszimmer zu besichtigen. Seine Villa neben der Fabrik und ist verfallen. Die Ausstellung über die deutsche Besatzungszeit und das jüdische Leben im Ghetto ist didaktisch sehr gut und anschaulich gemacht.
Originalteile der Ghettomauer sind aber auch in Podgórze selbst noch zu sehen. Durch den Stadtteil führt ein „Ghetto-Memory-Trail“. Am ehemaligen Sammelplatz der Juden verweist eine Installation mit vielen leeren Stühlen auf das Schicksal der jüdischen Bevölkerung. An diesem Platz kann man auch eine Ausstellung in der Original-Adler-Apotheke besichtigen. Hier wurde im Untergrund vielen Juden geholfen.
Nicht weit entfernt befindet sich das Gelände des ehemaligen KZ Plaszow. In der damaligen Villa des Lagerkommandanten Amon Goeth wohnen jetzt Leute, sein Amtshaus am Eingang des Lagers das „Graue Haus“ wird gerade saniert. Über das Gelände verstreut finden sich Tafeln, die über das Lager informieren. Am Ende des Areals auf einem Hügel steht das beeindruckende mahnende Denkmal für die Opfer des Faschismus. Obwohl es auf dem Gelände nicht mehr so viel zu sehen gibt, ist ein Besuch für historisch Interessierte und im Zusammenhang mit der „Schindler-Fabrik“ sinnvoll.
Crazy-Tour nach Nowa Huta
Wer eine andere Seite von Krakau kennenlernen möchte, sollte eine „Communism-Tour“ mit den Crazy Guides in den in den 1950er Jahren auf dem grünen Acker gegründeten Stadtteil „Nowa Huta“ machen. Die Reise geht mit dem Trabant mitten in die Zeiten des Sozialismus. Zwischen den mächtigen Bauten kann man sich in kleinen Geschäften und Restaurants, deren Interieur noch original erhalten ist, auf die Spuren dieses spannenden Teils der Historie von Krakau begeben. https://www.crazyguides.com/
Must sees rund um Krakau
Auch etwas außerhalb von Krakau gibt es viel zu entdecken: Mit dem Auto lohnt sich auch ein Ausflug zur beeindruckenden Burgruine Zamek Ogrodzieniec. https://www.ogrodzieniec.pl/ Im Winter gibt es hier auch einen Weihnachtsmarkt mit beleuchteten Attraktionen. Im Sommer kann man hier wunderschön wandern. „Auch für Kletterer ist es ein beliebtes Ziel“, sagt Wanderführer Wojciech Latacz. Die Routen unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade findet man unter www.topo.portalgorski.pl. Ganz in der Nähe beim Dorf Schlomen lohnt sich auch der Besuch der Ruine der Burg Pilcza und von Pilica – ein Neorenaissance-Schloss im Landkreis Zawiercie im Krakau-Tschenstochauer Hochland.
Nur 20 Minuten mit dem Auto und 30 Minuten mit dem Zug vom Zentrums Krakaus entfernt ist das Salzbergwerk Wieliczka. Es gibt zweimal täglich Führungen auf Deutsch. Dieser Ausflug in die faszinierende Unterwelt sollte man bei einem Krakau-Besuch einplanen. Das riesige Stollenwerk, unterirdische Salzseen, Statuen aus Salz – darunter auch Goethe, der das Bergwerk 1790 besuchte, Kapellen und riesige Säle komplett aus Salz – sogar die Kronleuchter, entführen die Besucher in eine fremde Welt. Dazu erfährt man viel über den historischen Salzabbau, bei dem sogar Pferde unter Tage eingesetzt wurden. Hier findet man auch das perfekte Mitbringsel: Salz zum Baden oder in Kosmetika oder in leckerer Schokolade verarbeitet. https://www.salzbergwerkwieliczka.de/
Allgemeine Infos zu Polen: www.polen.travel/de
Text: Antonia Kasparek
Bilder Polen Travel, Antonia Kasparek