Ermland-Masuren, das „Land der tausend Seen und Wälder“, zieht deutsche Urlauber mit einer faszinierenden Mischung aus Geschichte, Natur, Sport und Wellness an. Die Region im Nordosten Polens beeindruckt mit 3000 Seen, malerischen Flüssen, gut ausgebauten Radwegen, ausgedehnten Wäldern und historischen Bauten. Hier sind die Highlights, die einen Urlaub in Masuren so besonders machen.
Ostróda – Das Tor nach Masuren
Ostróda, das frühere Osterode, gilt als Tor nach Masuren und liegt ganz im Westen der Region. Die schöne Lage direkt an einer malerischen Bucht des Jezioro Drwenskie/Drewenzsees inmitten von vier weiteren wunderbaren Seen, brachte Ostróda den Beinamen „Perle Masurens“ ein.
Die Promenade am Seeufer zieht die Leute an – im Sommer gibt es hier fast täglich Livemusik – der perfekte Ort für einen Sundowner. Am Seesteg ist auch die Anlegestelle der Weißen Flotte: Das Programm reicht von zweistündigen Spazierfahrten auf dem See bis zu Tagestouren nach Elblag (Elbing).
Ostróda ist das perfekte Standquartier für ausgedehnte Ausflüge, Rad- und Wassertouren sowie Wanderungen im westlichen Masuren. Durch das Kanalsystem des Ostróda-Elblag-Kanals ist Ostróda mit weiteren Seen verbunden, wie dem 17 km langen Rinnensee.
Die Großen Masurischen Seen
Die Region Ermland-Masuren, oft als „Land der dunklen Wälder und kristallenen Seen“ bezeichnet, beeindruckt auch heute mit ihrer sanften grünen Hügellandschaft. Die Großen Masurischen Seen, darunter Jezioro Śniardwy (Spirdingsee) und Jezioro Mamry (Mauersee), sind ein Paradies für Wassersportler und Vogelliebhaber. Die Einführung des Masurischen Rundwegs ermöglicht es nun auch Radfahrern, die Schönheit dieser Seen zu erkunden. Die 300 Kilometer lange Route verbindet wichtige Ferienorte und bietet spektakuläre Ausblicke wie in Giżycko auf dem St. Bruno-Hügel mit Blick auf den Jezioro Niegocin (Löwentinsee) und die Feste Boyen, oder am Strandbad von Węgorzewo mit Blick auf den Mauersee. Zu den landschaftlichen Highlights der Trasse zählen der malerische Lauf des Flusses Krutynia (Kruttinna) sowie die südlich vom Spirdingsee gelegene Puszcza Piska (Johannisburger Heide).
Technisches Meisterwerk: Der Oberlandkanal
Ein absolutes Muss in Masuren ist eine Fahrt auf dem Oberlandkanal, dem längsten Schifffahrtskanal in Polen. Dieses technische Wunder überwindet Höhenunterschiede mithilfe von geneigten Ebenen, die von speziellen Loren angetrieben werden. Diese einzigartige Technik wurde im Jahre 1825 von dem preußischen Ingenieur Georg Jacob Steenke erfunden. Sie machte den Kanal nicht nur zu einem wichtigen Handelsweg, sondern auch zu einer touristischen Attraktion. Der Kanal verbindet Ostróda mit Elbląg und ermöglicht eine reizvolle Kreuzfahrt durch die landschaftliche Vielfalt von Westmasuren bis zur Ostsee.
Freie Fahrt vom Frischen Haff zur Ostsee
Ein neuer Kanal soll nun auch den Tourismus im Norden Polens stärken: Mit dem Durchbruch durch die Frische Nehrung wird Polen unabhängig von Russland. Schiffe können so zwischen dem Frischen Haff (Zalew Wiślany) und der Ostsee ohne Umweg über die russische Enklave Kaliningrad (Königsberg) verkehren. Die neue Wasserstraße bietet nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern eröffnet auch fantastische Möglichkeiten für Wassersportfans. Viele der auf der Frischen Nehrung gelegenen Orte wie Frombork oder Tolkmicko investieren bereits in den Ausbau ihrer Segelinfrastrukur.
Besuch in der Hafenstadt Elbląg
In Elbląg (Elbing) fließt der Kanał Elbląski (Oberlandkanal), doch auch von dem neuen Kanal wird die Hafenstadt profitieren. Die Stadt erhofft sich so eine Vervierfachung des bisherigen Schiffsaufkommens. Elbing will zusätzlich in weitere Angebote für Wassersport und Tourismus investieren. Konrad Guldon, Leiter des polnischen Fremdenverkehrsamts in Berlin, ist davon überzeugt, dass der Kanal Vorteile für den Tourismus in der Stadt bringt: „Elbląg ist jetzt ideal gelegen: Auf der einen Seite das Haff mit dem neuen Zugang zur Ostsee, auf der anderen Seite der Oberlandkanal und die Seenplatten in Ermland und Masuren.“
Die Altstadt von Elbląg wurde während des Zweiten Weltkrieges zu 95 Prozent zerstört. Seit einigen Jahrzehnten wird sie wiederaufgebaut. In der Altstadt entstehen Gebäude, die denen vor der Zerstörung nachempfunden werden, jedoch mit stilvollen Elementen der Architektur des 21. Jh. Diese so genannte Retroversion, macht den Spaziergang durch die Altstadt und entlang des Flusses noch interessanter.
Sehenswert in der Altstadt ist die St. Nikolaus Kathedrale. Wer möchte, kann den Turm besteigen, um das Panorama der Stadt zu bewundern (die Terrasse ist 67,08 m hoch und erfordert die Überwindung von 366 Treppenstufen).
Frombork am Frischen Haff
Frombork (Frauenburg), liegt direkt am Frischen Haff und ist eng mit dem Namen Nikolaus Kopernikus verbunden. Der Astronom lebte hier von 1517 bis zu seinem Tod 1543. Im beeindruckenden gotischen Dom der Stadt, einer wunderschönen Erzkathedrale aus dem 14. Jahrhundert, befindet sich sein Grab, im Bischofspalast neben dem Dom ist das Nikolaus-Kopernikus-Museum.
Einen tollen Blick hat man vom Glockenturm, der schräg gegenüber vom Dom steht: Bei guter Sicht sieht man weit über das Frische Haff bis zum russischen Kaliningrad. Neben dem herrlichen Ausblick hat der Glockenturm noch ein Planetarium mit einem Foucault’sches Pendel zu bieten.
Lidzbark Warmiński: Bischofsresidenz und Kurort
Heilsberg, heute Lidzbark Warmiński, war die Residenz der ermländischen Bischöfe. Hier wirkte auch Nikolaus Kopernikus als Leibarzt.
Obwohl fast ganz Heilsberg im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, blieb die Burganlage nahezu unversehrt. Heute, als eine Abteilung des Museums für Ermland und Masuren, beherbergt sie eine Sammlung mittelalterlicher Kunst. Südlich der Burg befindet sich eine zum Teil aus dem Mittelalter stammende Vorburg.
Lidzbark Warmiński will an alte Zeiten anknüpfen und wieder ein traditioneller Kurort zu werden: Etwas außerhalb der Stadt ist ein großer Aqua-Spa-Hotel-Komplex entstanden und zudem ein modernes Gradierwerk zur Behandlung von Atemwegserkrankungen.
Abstecher nach Olsztyn und Barczewo
Kopernikus begegnet dem Besucher auch in der Hauptstadt von Ermland-Masuren: Olsztyn (Allenstein). Die Stadt wurde Mitte des 14. Jahrhunderts gegründet. Ihr Wahrzeichen ist die mächtige Burg Allenstein mit ihrem Rundturm, den Dachzinnen und den markanten Backsteingebäuden. Mehr über die Region lernen kann man im „Museum für Ermland und Masuren“, das sich in der Burg befindet. Ein großer Teil der Ausstellung ist dem ehemaligen Burgherrn und Verwalter des Domkapitels, Nikolaus Kopernikus, gewidmet, der hier von 1516 bis 1521 lebte. Ein Denkmal des großen Astronomen sitzt auf der Brücke, die zur Burg führt und schaut halb auf das Schloss, halb in den Himmel.
Von Olsztyn lohnt auch ein Abstecher in das nur 20 Kilometer entfernte Barczewo. Das einstige ostpreußische Wartenburg hat den Beinamen „Warminski Wenecja“, ermländisches Venedig. Tatsächlich liegt sogar das „Barczewski Alcatraz“, das Alcatraz genannte Gefängnis von Barczewo am idyllischen Mühlenteich. Prominentester Insasse war bis zu seinem Tod 1986 Erich Koch, der ehemalige Gauleiter von Ostpreußen.
Cadinen: Die Sommerresidenz Kaiser Wilhelm II.
Auf der Reise durch Ermland-Masuren sollte man auf jeden Fall noch einen Stop in Kadyny (Cadinen) einplanen. Am Rande des Naturparks Elbinger Höhen (Wzniesienie Elbląskie) liegt das barocke Schloss aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert. Es war die Sommeresidenz des letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. und wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach seinen Wünschen umgebaut.
Von 1942 bis 1944 war es Wohnsitz seines Enkelsohnes Ferdinand Prinz von Preußen. Kadyny (Cadinen) ist auch ein von Wilhelm II. begründete Pferdegestüt, in dem bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges vorwiegend Trakehner, aber auch Holsteiner gezüchtet wurden.
Das verfallene Anwesen wurde vom polnischen Privatinvestor Marian Kaczmarek gekauft, der es nach und nach restauriert. Er hat so einige historische Schätze gerettet und erzählt, dass hier sogar nach dem berühmten Bernsteinzimmer gesucht wurde – bisher ohne Erfolg.
Auch die Tradition der Majolika-Manufaktur auf Gut Cadinen wird vom neuen Hausherrn fortgesetzt. Ende des 19. Jahrhunderts kam farbig glasierte Keramik in Mode, die in Majolika-Technik hergestellt wurde. Auch Wilhelm war ein Liebhaber dieser Keramik und errichtete die Königliche Majolika- und Terrakotta-Werkstatt Cadinen, die 1904 die Produktion aufnahm. Im Stil orientierte sich die Keramik aus Cadinen an Vorbildern aus der griechischen Antike, der italienischen Renaissance, der Neorenaissance und dem Jugendstil.
Marienburg: der größte Backsteinbau Europas
Das Highlight auf einer Masurenreise fehlt noch: Der Besuch der Marienburg (Malbork bzw. Zamek w Malborku). Die wohl ab 1278 und bis ins 16. Jahrhundert hinein erbaute germanische Festung ist ein Bau der seinesgleichen sucht. Der Mammutbau wurde am Ufer des Flusses Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel, errichtete und liegt etwas 50 km südöstlich von Gdansk/Danzig. Die weiträumige Anlage gilt mit 21 Hektar Gesamtfläche als größte Burg der Welt. Die Marienburg ist zudem der größte Backsteinbau Europas und seit 1997 UNESCO-Welterbe.
Zwischen 1309 und 1457 war sie Sitz des Deutschen Ritterordens und ab 1457 Residenz der polnischen Könige. Zwischenzeitlich regierten hier auch die Schweden. Nach der ersten Teilung Polens 1772 gelangte die gigantische Militärfestung ans Königreich Preußen und war dann bis 1945 unter deutscher Herrschaft. Sie wurde von der Roten Armee zu 60 Prozent zerstört. Bereits ab 1946 erfolgte die schrittweise Restaurierung durch den polnischen Staat. Seit 1961 ist im Schloss ein Museum eingerichtet.
Die Marienburg ist heute mit den historischen Ausstellungen, dem imposanten Marien-Standbild und dem Bernsteinmuseum, einer der wichtigsten Anziehungspunkte für Touristen in Polen. Mit Audio-Guide-Geräten in vielen Sprachen kann man in ungefähr viereinhalb Stunden die gesamte Burg besichtigen.
Die Region Ermland-Masuren vereint Naturschönheiten, historische Städte und innovative Tourismusprojekte. Ob beim Wassersport auf den Masurischen Seen, der Fahrt auf dem Oberlandkanal oder dem Besuch mittelalterlicher Burgen und Städte – diese Region bietet für jeden Besonderes. Der stetige Ausbau der Tourismusinfrastruktur – der Rad – und Wasserwege – stärken die Attraktivität dieser Region für deutsche Urlauber.
Infos über die touristischen Angebote in der Woiwodschaft Ermland-Masuren unter www.mazury.travel
Mehr Informationen zum Reiseland Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt www.polen.travel
Text: Antonia Kasparek, Bilder: Polen Travel