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Niederlande: Texel im Winter ist etwas ganz Besonderes

Die stille Zeit auf der Insel an der Nordspitze Hollands

Nebel hängt wie ein weißer Schleier über Dünen und Strand. Es weht kein Wind. Alles sieht aus, als wäre es hinter Milchglas. Auch Möwen sind nicht zu sehen. Jetzt, so viele Stunden nach der Flut, haben sie Muscheln und Krabben längst aufgefuttert – es gibt kaum noch verspeisbare Reste zwischen den angespülten Algen und leeren Muschelschalen. Das einzige Geräusch kommt vom Meer, das Sandbänke und Molen freigegeben hat und bald wieder Anlauf nimmt, um sich einen Teil des mehr als 50 Meter breiten Strandes zurückzuholen. Noch brechen sich kleine Wellen beinahe zaghaft weit vom tiefen Sand entfernt, doch in wenigen Stunden schäumen sie erneut mit voller Wucht vorwärts. Zwei, drei Hunde mit ihren Besitzern trifft, wer bei einstelligen Temperaturen am Strand von Texel spazieren geht. Die Ruhe genießt, der Stille der Natur lauscht, sich von den matten Farben verzaubern lässt. Und dann ist es auch gar nicht mehr so kalt.

Texel im Winter ist etwas ganz Besonderes. Als wäre die gesamte Insel im Winterschlaf. Das muss mögen, wer zwischen November und Februar auf die Insel im Norden Hollands reist. Doch wer das mag, wird belohnt. Mit Entspannung, Orten und Straßen ohne Touristen und leeren Stränden. De Koog, als Haupttouristenort und Besuchermagnet der Insel, eingehüllt in Tonlosigkeit. Auf der Geschäfts- und Gastromeile bleiben viele Türen geschlossen, andere öffnen an drei Tagen pro Woche für einige Stunden, Restaurants wechseln sich mit ihren Öffnungszeiten ab. Es schallt keine Musik aus den Kneipen und stylischen Bars, die Beleuchtung in den Fenstern und an den Fassaden scheint warm und gemütlich. Wer etwas Bestimmtes kaufen will, schaut auf die Zettel, die an jeder Ladentür hängen, wann geöffnet ist. Es ist ein bisschen wie eine Zeitreise in die 70er-Jahre: mit Mittagspausen und Ladenschluss um 17 Uhr.

Alles ist fußläufig in wenigen Minuten erreichbar für Gäste des Grand Hotels Opduin, das in Toplage am Dünenrand in De Koog steht. Dort geht auch im Winter das Leben ganz normal weiter: Alle Angebote von Restaurant, Bar und Wellness stehen Gästen zur Verfügung. Es scheint so, als ob nahezu alle Gäste, die in dieser Zeit auf der Insel sind, dort wohnen. Übrigens auch alle Hunde, denn das Hotel ist besonders gastfreundlich gegenüber Vierbeinern. Die 96 Zimmer und Suiten sind top ausgestattet und sind im vergangenen Jahr renoviert worden. Bis zur Ostersaison 2024 werden alle Zimmer fertiggestellt – dann feiert das Hotel, das im Jahr 1934 als „Villa op Duin“ startete, sein 90-jähriges Bestehen. Auf dem niederländischen Festland gibt es übrigens noch fünf Schwester-Hotels, die alle einen individuellen Stil und Charakter haben – vom historischen Herrensitz am Rande von Amsterdam bis zum modernen Hotel an der Maas.

Ebenfalls Unikate sind die Museen auf Texel, die zum Teil auch im Winter geöffnet haben. Vor allem für Familien sind sie attraktive Ausflugsziele an Regentagen. Zum Beispiel das Museum Flora, mitten auf dem freien Feld am Rande von De Koog. Von der Hauptstraße aus gut zu sehen, liegt das „Maritiem- en Juttersmuseum Flora“ am Californiëweg. Dort gibt es alles, was als Strandgut und aus Schiffbrüchen angespült wurde und wird. Zig tausende Stücke Kleidung, Rettungsbojen und -ringe, Taue, Flaschen, Netze, Gummihandschuhe, Fahnen, Bilder sowie Funkgeräte und Lampen. Alle gesammelten Exponate – auch echte, begehbare Rettungskapseln – sind auf dem großen Areal sowohl in einzelnen Hütten als auch auf dem Außengelände zu sehen. Hauptattraktion ist die originale Kapitäns-Brücke einer ausrangierten Teso-Fähre, die als Teso-Museum eingerichtet ist. Das „Maritiem- en Juttersmuseum Flora“ bietet einen großen Spielplatz für Kinder sowie die Möglichkeit, die Ausstellungen interaktiv zu erleben. An verschiedenen Stationen, die mit einer roten Strandkrabbe markiert sind, gilt es, Fragen zu beantworten.

Tipp: Am besten mehrere Stunden für einen Besuch einplanen. Achtung: Bis zum 9. Februar ist das Museum geschlossen (www.juttersflora.nl).

Das Museum „Kaap Skil“ in Oudeschild ist dagegen sehr modern. Zumindest das Haupthaus mit seinen dunklen Scheiben und der dramatisch wirkenden Holzoptik. Dahinter erstreckt sich das Freilichtmuseum mit dem historischen Fischerdorf Skil aus dem Jahr 1900. Dort entdecken Besucher, wie die Menschen in Oudeschild gelebt haben: Mit Getreidemühle, kleiner Backstube mit Laden, Fischerhäuschen, Schmiede, Schiffsbauplatz und Wohnhäusern. Im Haupthaus dreht sich alles um die Reede und Texel als Drehscheibe des Welthandels im 17. Jahrhundert. Dort waren Handelsschiffe, Walfänger und Kriegsschiffe unterwegs – sie alle sind als präzise nachgebaute Schiffsminiaturen auf einer großen Ausstellungsfläche zu sehen. Dahinter läuft auf einer breiten Kinoleinwand eine Seeschlacht – als wäre man live dabei, auf einem Schiff, das von Kanonen getroffen wird, kentert und die Überlebenden in Rettungsbooten davonrudern. Im dunklen Nebenraum spielen die Sinne verrückt, denn die Unter-Wasser-Atmosphäre kann Kreislaufstörungen hervorrufen. Wertvolle Fundstücke aus einem Palmholzwrack sind dort ausgestellt. Hauptattraktion der geborgenen Schätze: ein Hochzeitskleid. Auch der Museumsshop mit Café ist noch einen Abstecher wert (www.kaapskil.nl).

Text: Daniela Kebel

Informationen:

Parken auf Texel: am besten vor der Anreise online das Parkticket Texelvignet buchen für die Dauer des Aufenthaltes. Die Tageskarte kostet 10 Euro, Wochenkarte 20 Euro und Jahreskarte 30 Euro. Wer also mehrfach im Jahr hinfährt, spart mit der Jahreskarte. Achtung! Funktioniert nur mit demselben Kennzeichen. Denn das wird bei Kontrollen gescannt und mit der gebuchten Vignet abgeglichen. www.texelvignet.nl/de/

Anreise: Auch das Fährticket kann online im Voraus gebucht werden, aber auch vor Ort gekauft und sowohl mit Karte als auch bar bezahlt werden. Die Überfahrt hin und zurück kostet 37 Euro pro Pkw. www.teso.nl/de/

Hotel: Das Grandhotel Opduin besticht durch seine Top-Lage direkt in den Dünen in De Koog, etwa fünf Gehminuten bis zum Ortskern mit Geschäften und Restaurants, ebenso etwa fünf Minuten bis zum Strand; im Hotel verfügt über Schwimmbad, Sauna, kleinen Fitnessbereich, Fahrradkeller, Bar, große Lobby mit zahlreichen gemütlichen Sitzecken, kleinen Shop sowie Restaurant. Das Frühstück wird als Buffet serviert, Abendessen á la Carte. Zum Hotel gehört ein großer Parkplatz, Ladestationen für Elektroautos sind vorhanden. Die 96 Zimmer und Suiten sind frisch renoviert, es gibt außerdem Appartements und Ferienwohnungen im Nachbarhaus. Hunde sind willkommen. Tagesaktuelle Angebote gibt es auf der Webseite. DZ im Februar zum Beispiel ab 141 Euro pro Nacht, Suite ab 171 Euro. Frühstück ist immer inklusive. Grandhotel Opduin, Ruijslaan 22, 1796 De Koog, www.opduin.nl/de/

Informationen: VVV Texel, Emmalaan 66, Den Burg, geöffnet von Montag bis Samstag, 10 bis 16 Uhr. www.texel.net

Bilder: Daniela Kebel, VVV Texel, Justin Sinner und Evalien Weterings