Europa

Teneriffa: Einmal Millionen Sterne sehen

TeneriffaNäher an den Sternen kann man auf der Erde nicht schlafen. Auf 2207 Metern Höhe steht das höchstgelegene Hotel von Teneriffa, der „Parador de las Canadas del Teide“. Ringsum dehnt sich ein riesiges schwarzes Lavafeld, aus dem in der Dämmerung gespenstisch bizarre Felsen ragen. Darüber wölbt sich ein Himmel wie dunkler Samt mit unzähligen Sternen. Sie leuchten so klar wie nirgendwo in Europa. Keine Abgase, kein Staub und keine Lichtverschmutzung, ausgelöst durch Straßenlaternen, Autoscheinwerfer oder Leuchtreklamen, können sie trüben.

„Weißt du wieviel Sternlein stehen“, singt eine Frau aus der Gruppe, die eine der täglichen Sternenwanderungen auf den Teide, mit 3718 Metern der höchste Berg Spaniens, mitmacht. Keiner kann sie zählen. Juan, der Wanderführer erklärt, dass es rund 400 000 Millionen gibt. Sie bilden 88 Sternbilder. 83 davon sind auf dem Teide zu sehen.

„Großer und kleiner Bär, Orion, Zwillinge, Jungfrau“, zählt Juan auf. Er erklärt, wo Jupiter und Venus strahlen. Die Milchstraße erkennt jeder, ebenso blinkende Satelliten. Mucksmäuschenstill bestaunen alle den Himmel und schleichen nach zwei Stunden Beobachtung glücklich lächelnd ins Hotelbett. Einmal Millionen Sterne sehen – das bringt innere Harmonie und Glücksgefühle
wie Yoga oder Meditation.


Sternenwanderungen bilden das jüngste Angebot auf der großen Palette kanarischer Urlaubsfreuden, die bislang eher schrill statt still waren. Auf Teneriffa spielt sich diese laute, bunte Seite im Süden der Insel ab, wo die meiste Sonne scheint und darum die größten Bettenburgen stehen. Dort locken auch der „Siampark“ mit riesigen Wasserrutschen und kitschigen Thailandbauten und das „Aqualand Costa Adeje“, trotz der horrenden Eintrittspreise (Familie mit drei Personen um 70 Euro), täglich Tausende.

Dass die Insel in der Mitte und im Norden Dutzende stille und attraktive Seiten hat, wird erst langsam entdeckt. Die Sternenwanderungen sind noch Geheimtipp. Nicht mehr als zwölf Personen nehmen an den Touren teil. Etwas größer sind die Wandergruppen, die zum Teil sehr einsame Wege im 19 000 ha großen Nationalpark Teide gehen. Die Teilnehmerzahl der Gipfelbesteigungen von der Endstation der Seilbahn ist begrenzt auf 200 Personen täglich. Die Genehmigung muss ein paar Tage vorher beantragt werden.

72 Wanderrouten gibt es schon
„Natur und Brauchtum erleben“ heißt der Teneriffa-Trend für die Herbst- und Wintersaison. Insgesamt 72 Wanderrouten gibt es inzwischen, alle gut mit Wegweisern versehen. Sie führen durch das meist geröllige Gelände, einige sind sehr steil. Es gibt aber auch flach verlaufende Routen. Einige sind sogar Rollstuhl tauglich. Dafür gibt es einen speziellen Outdoor-Rollstuhl, der auf den Namen „Joelette“ getauft wurde. Mit ihm können sogar Querschnittgelähmte auf den Teide gebracht worden.


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Neben den Wanderwegen sieht man Pflanzenarten, die nur hier wachsen, wie Teide-Ginster, -Gras, -Margeriten und -Veilchen, Natterkopf und Moosarten. Eidechsen huschen über die Lavafelsen. Mit etwas Glück sind Mufflons und Wildkatzen zu beobachten. Turmfalken, Milane und Sperber kreisen und sind weit beindruckender, als die unzähligen Vögel im überlaufenen „Loro Park“ von Puerto de la Cruz, auch wenn der zu den größten der Welt zählt. Er ist aber etwas zum Zoo-Disneyworld mutiert, mit fragwürdigen Delfinshows, Gorilla-, Tiger- oder Haifisch-Beobachtungen.
Der spannendste Wanderweg führt in Richtung „Los Azulejos“, genannt nach den bunten portugiesischen Kacheln, weil die Farbspiegelung in diesem Teide-Talkessel ähnlich ist wie auf den Fliesenwänden.

Bester Start ist die vielbesuchte Felsformation „Roque de Garcia“, mit dem „Roque de Chinchado“, dem „Finger Gottes“, dem wohl am häufigsten fotografierten Naturdenkmal Teneriffas.
Schon nach wenigen Schritten wird es wildromantisch. Ich fühle mich wie auf einem Planeten aus einem „Krieg der Sterne“-Film. Der fast ebene Pfad führt in die „Llanos de Ucanca“, einem schattenlosen Tal mit den grün-blauen Felsformationen. Sie schimmern je nach Sonneneinstrahlung in bis zu 17 Nuancen.

Tatsächlich hat der Sand in dieser Ebene sieben Farben, die zusammen mit den weißen, pinkfarbenen, blauen und gelben Blütenblättern sowie dem Grün der Kräuter das Material für das größte, kirchliche Spektakel auf der Insel bilden. Bislang wird es fast nur von Einheimischen besucht. Einmal im Jahr werden der bunte Sand aus dieser Teide-Region und Millionen Blütenblätter von Einwohnern des Städtchens La Orotava gesammelt und von rund 20 einheimischen Künstlern und Laienhelfern zu riesigen Bildern und Blumenteppichen mit Heiligenfiguren geformt. Höhepunkt dieser Blüten- und Sandmalerei-Show ist der Fronleichnamstag, (Bildrechte: W. Polte)

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