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Prag: Der neue Frühling – Das Spektakel kann beginnen

Prag - Der neue Frühling

Im Index des Schulgeschichtsbuchs finden sich unter Prag zwei fett gedruckte Einträge: der Prager Fenstersturz, von denen es eigentlich drei Stürze gab, die jeweils fatale Folgen hatten, und den Prager Frühling, als russische Panzer im Namen des Sozialismus ein aufblühendes Pflänzchen namens Freiheit überrollten.

Etwa 8,5 Millionen Touristen drängeln sich jährlich durch Prag – auf nur wenigen der insgesamt rund 500 Quadratkilometern Fläche der Stadt. Es wird also eng im Zentrum, trotzdem lohnt es sich.

Heutzutage, fast zwei Generationen später als die Panzer am Wenzelsplatz auffuhren, läutet der Prager Frühling allenfalls den Saisonstart ein und Sozialismus, die ganze Politik oder gar Religion spielen absolut keine Rolle mehr. Besonders die Jungen kennen nur die Freiheit und das süße Leben. Was vor 1989 war, ist nichts anderes als voll uncool. Musik und Stars, Lifestyle, Kleidung und jede Art von Kommerz sind für die tschechische Jugend wichtig.

Das spürt man in den angesagten Clubs genauso wie beim Tretbootfahren auf der Moldau oder beim Bummel durch die Einkaufstraßen. Da wird geshoppt und geturtelt, gequatscht und gefeiert. Václav Havel, der all dies ermöglichte, kennen die Jungen gerade mal noch, aber das Interesse gilt doch mehr der Frühjahrsmode, dem neuen Freund oder dem Schauspieler, Model und Sänger Mikolas Josef, der Tschechien jüngst beim Eurovision Song Contest in Lissabon vertrat.

Die Prager fühlen sich längst zu Westeuropa zugehörig, empfinden sich näher an Deutschland als an Polen. Die Ukraine oder das Bruderland Slowakei belächeln sie ein wenig als den echten Osten – rückständig und rustikal. Prag liegt ja mitten in Europa, südlich von Berlin und nördlich von Wien. 40 Jahre Kommunismus war ein prägendes, aber dennoch nur ein Intermezzo und fast nichts im Vergleich zu mehr als tausend Jahren Geschichte.

Längst hat Prag den Anschluss an die Nachbarn München und Wien gefunden. „Buddha-Bar“-Erfinder Raymond Visan meinte sogar, dass Loungen und Chillen unter den toleranten Augen der obligatorischen Drei-Meter-Buddha-Figur in Prag sogar noch passender sei als in London, Paris, Barcelona oder Berlin. Der Mann muss ja wissen, wo die Post abgeht, und eröffnete in der Altstadt neben der Bar auch gleich das erste „Buddha Bar Hotel“ weltweit.

Die Tschechinnen lieben es modisch trendy und wer durch Prag bummelt, mag da gar nicht an ein kafkaesk-depressives Prag glauben, das es einmal gegeben haben soll. Am Altstädter Ring erhöht sich sommers sprungartig die Anzahl der in die Höhe gereckten, geschlossenen Regenschirme der in fast allen europäischen Sprachen parlierenden Fremdenführer. Und der Gang durch die Gassen ist wie ein Gang durch scheinbar frisch renovierte Jahrhunderte und Kulturen, wie ein fröhliches Blättern in literarischen Werken und Kompositionen sowie ein faszinierender Streifzug durch das Lehrbuch der europäischen Baukunst. (Bildrechte: pixabay)

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