Bloß nicht locken lassen – mit dringlichen Informationen wollen Portale zum schnellen Buchen verleiten
Wer schon mal ein Hotel auf einem Hotelvermittlerportal gebucht hat, der kennt es: durch eine künstliche Verknappung setzen Portale ihre Nutzer unter Druck. Meldungen, die auf eine schnelle Buchung drängen sollen und auf eine vermeintlich hohe Nachfrage aufmerksam machen, sind leider branchenweit üblich geworden.
In der Fachsprache nennt man dies „Pressure Selling“. Dies bezeichnet Anbieterverhalten, bei dem der Nutzer – also der Kunde – durch verschiedene Maßnahmen zu einem schnellen Kauf verleitet werden soll. Häufige Maßnahmen des Pressure Sellings sind vor allem Hinweise auf die vermeintliche Knappheit eines Angebotes. Bestes Beispiel hierfür sind die in der Farbe Rot unterlegten Hinweise bei den Zimmerpreisen, ein Hotelzimmer sei zu diesem Preis nur noch x-Mal verfügbar. Zu finden bei dem Hotelportal Hotelreservierung.de der Firma Invia Travel GmbH aus Leipzig. Inwieweit diese Angabe überhaupt stimmt, kann der Kunde gar nicht erkennen. Mit denselben nervigen Buttons arbeitet auch das Schwesterportal Ab-in-den-Urlaub.de. Doch auch Portale anderer Firmen, wie etwa Booking.com oder Opodo.de, arbeiten mit vergleichbaren Methoden.
Eine Untersuchung der Verbraucherzentralen machte zudem klar, dass bei derartig eingesetzten Verkaufsmitteln, es sich um eine gemäß § 5 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (Kurzform UWG) irreführende geschäftliche Handlung handeln kann, sofern die gemachten Angaben nicht stimmen. Doch wer überprüft die Angaben der Portale?
Interessant ist zudem die Tatsache, dass bei der oben genannten Untersuchung der Verbraucherzentralen von Onlineportalen aus den unterschiedlichsten Produktbereichen ausschließlich touristische Plattformen mit Pressure Selling arbeiteten.
Der Druck der Konkurrenz ist bei den touristischen Anbietern anscheinend so enorm, weshalb diese immer wieder neue Methoden entwickeln, um Verbraucher zu einem schnellen Buchen verleiten zu können. Eine Verknappung wird dem Kunden beispielsweise auch anderweitig dargestellt. Bei dem Portalen Agoda.com oder Destina.com finden sich Hinweise ebenfalls in roter Farbe, wann das Angebot letztmalig gebucht worden sei. Destina.com setzt auch noch einen drauf und schreibt in einem farblich hinterlegten Hinweiskasten: „ Hurry! There are not many rooms left for these days“. Das Portal Trip.com blendet hingegen den Hinweis ein, dass ein spezielles Angebot nur „Zeitlich begrenzt“ buchbar sei.
Zudem gibt es aber auch vermeintlich positive Verkaufsargumente, die von touristischen Online- und Vermittlerportalen eingesetzt werden. Das Portal Vio.com arbeitete zum Zeitpunkt der Artikelrecherche mit dem Hinweis-Button „Preissenkung“. Bei unserer Stichprobe fanden sich zahlreiche Unterkunftsangebote, die mit diesem Hinweis ausgezeichnet waren.
Wer auf einem Portal Preise und Leistungen recherchiert, der sollte sich laut der Verbraucherzentrale Bayern nicht von den Tricks der Onlineportale bei seiner Kaufentscheidung beeinflussen lassen. Wir raten zudem, gefundene Preise – sei es für Flüge, Hotels, Mietwagen oder auch Pauschalreisen – immer auch mit Preisofferten auf anderen Portalen zu vergleichen.
Ein weiterer Tipp sind natürlich Portale, die auf Verkaufstricks verzichten, denn auch diese gibt es. Bei unserer Artikelrecherche sind uns Portale aufgefallen, die darauf verzichteten. Zumindest bei den Angeboten, die wir prüften. Dies waren die Online-Reiseportale von Expedia.de, Hotels.com, Orbitz.com und Zenhotels.com. Zudem verzichten die Onlineportale der großen Reiseveranstalter, dazu zählen beispielsweise Dertour.de, Explorer.de, Fti.de oder Tui.com, ebenfalls auf Pressure Selling. Auf diesen Portalen sind eben nicht nur Pauschalreisen buchbar, sondern auch Einzelleistungen, wie eine Unterkunft.
Text: Lutz Kaulfuß
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