Test & Rat

Lockvögel im Urlaubsangebot – die alten Tricks neu verpackt

Urlaubsangebote – bei günstigen Angeboten muss man sehr genau hinschauen

Verlockende Urlaubs-Angebote sind schnell in schrill-bunten Anzeigen in der Tageszeitung zu finden. Mancher Supermarkt verspricht sich mehr an der Reiselust seiner Kunden als an deren Hunger auf Tiefkühlpizza zu verdienen. Anbieter sind Touristikunternehmen, von denen der Fan von großen und kleinen Reisen selten gehört hat. Und viele von denen wenden die Tricks an, die Verbraucherschützer und Reisejournalisten etablierten Pauschalreisen-Veranstaltern in jahrelanger Erziehungsarbeit abgewöhnt haben.

Trick Nummer eins: Die Reisedauer. Drei Tage inklusive Halbpension im Hotel Lahnblick für 99 Euro klingt verlockend. Wenn man vom Fett- ins Kleingedruckte wechselt, dann stellt sich aber heraus, dass in dem Preis nur zwei Übernachtungen enthalten sind. Zieht man den An- und Abreisetag ab, dann bleibt eigentlich nur eine müde Ein-Tages-Reise übrig.

Trick Nummer zwei: Die Saisonzeiten. Bei Reisen nach Deutschland und in die Nachbarländer werden die Monate Juli und August, also die Schulferien, ausgespart. Logisch: Da ist kein Hotel bereit, einem Veranstalter günstige Preise einzuräumen. Da will man selber verdienen. Aber, keine Sorge: In den Arabischen Emiraten ist im Hochsommer immer noch ein günstiges Bettchen für Sie frei – mit Wettergarantie. Wenn Sie in den Sommermonaten bei 45 Grad im Schatten vom Liegestuhl ins Meer wollen, dann wissen Sie, wie sich ein Fakir fühlt, der über glühende Kohlen läuft. Mancher Reisende soll seit seiner Ankunft im Swimming-Pool auf seinen Heimflug gewartet haben – wenn der gekühlt ist.

Trick Nummer drei: Die Lage. Ein großer Supermarkt-Konzern öffnet in seinem Prospekt zwischen Grillwürstchen und Feinwaschmitteln seine Reisewelt. Die besteht aus Deidesheim, Halle in Westfalen und Bad Staffelstein. Mal ehrlich: Sind das die Traumziele Deutschlands? Es mag in den drei Orten schön sein, aber ein Urlaubstraum erfüllt sich damit nicht. Und dann gibt es noch die Spezialisten, die einen Urlaub zum Beispiel auf Sylt versprechen, das Hotel aber gar nicht auf der Insel, sondern auf dem Weg dorthin ist. Oder: Finden Sie 35 Autominuten bis zum Meer nicht ein wenig viel?

Trick Nummer vier: Die Extras. Bei nicht eben wenigen marktschreierischen Angeboten sind beispielsweise einige Ausflüge inklusive. Wollen sie aber wirklich vier Ausflüge in einer Woche machen? Meist kommen die Sie auch noch teuer zu stehen. Solche Extras sollen den Preisvergleich schwieriger machen. Wir versuchen es trotzdem. Nehmen wir das Hotel Riva Marina Ressort in Apulien. In der Fernseh-Beilage großer Tageszeitungen wird es spektakulär angepriesen. In einer ganzseitigen Anzeige gibt’s einen Rabatt-Code, um 200 Euro zu sparen. Flug, Transfer, Hotel mit Halbpension plus den besagten vier Ausflügen gibt es für 799 Euro statt 999 Euro. Für eine Reise im April mit Flug ab Düsseldorf kommen 60 Euro Saison- und 35 Euro Flughafen-Zuschlag hinzu. Wir sind also bei einem Sonderpreis von 894 Euro. Dieselbe Reise ist beim Marktführer Tui – auch nicht eben als billiger Jakob der Reisebranche bekannt – zur selben Zeit für 639 Euro zu haben. Dafür gibt es zwar keine Ausflüge, aber All inclusive-Verpflegung.

Trick Nummer fünf: Mit Buchungsfristen soll der Kunde unter Druck gesetzt werden. Glauben Sie mir: Nach dem Frühbucherrabatt kommt das Last-Minute-Angebot. Also ruhig bleiben.

Trick Nummer sechs: Der Gast muss nicht alles wissen. Da wird im Prospekt eines Billig-Discounters eine Reise nach Kos angeboten, ohne die Reisezeit anzugeben, für die der Preis gilt. Da wird für Flusskreuzfahrten geworben, ohne den Namen des Schiffs zu nennen.

Und das Fazit? Die alten Lockvogel-Tricks werden neu verpackt. Und der Rat? Je verlockender der Reisepreis in großer Schrift, desto genauer muss das Kleingedruckte gelesen werden.

Text: Klaus Bröking

Bilder: Depositphotos, Pixabay