Test & Rat

Mit Prädikat verreisen – Urlaubsqualität mit Test und Siegel

Durchblick im touristischen Zertifikate- und Labeldschungel. Welchen Qualitätssiegeln können Reisende vertrauen?

Prüfsiegel gibt es wie Sand am Meer

Der Tourismusmarkt wurde in den letzten Jahren von einer Flut von Siegeln, Auszeichnungen, Prädikaten und Zertifikaten geradezu überschwemmt. Branchenkenner haben nachgezählt und kommen auf über 100 Gütesiegel. Sie zeichnen eine breite Palette von Angeboten aus. Mal geben die Siegel Auskunft über Hotels, Gasthäuser, Bauernhöfe, Campingplätze oder Pensionen, ein anderes Mal über touristische Sehenswürdigkeiten, Raststätten oder Strände.

Je nach Zertifikat oder Siegel, müssen hohe bis sehr hohe Anforderungen erfüllt werden. Im Idealfall kommen eigens geschulte Prüfer oder Kontrolleure vor Ort vorbei und überprüfen einen Anbieter gründlich, bevor das Siegel vergeben wird. Wir stellen daher hier nur Siegel vor, bei denen eine Prüfung vor Ort Bestandteil der Zertifikatsvergabe ist. Einer der hier vorgestellten Zertifikatsanbieter, der Deutsche Wellness Verband, erlaubt sich bei seiner Vergabe des „Wellness-Siegels“ sogar anonyme Prüfungen, sogenannte Mystery Checks.

Andere Siegel werden hingegen vom Anbieter selbst erstellt und vergeben. Hierzu zählt beispielsweise das Veranstalter-Siegel des Reiseveranstalters TUI. Dieser vergibt das Siegel „Tui Quality Hotel“ derzeit auf der Grundlage von Gästebewertungen und einer Mindestpunktzahl, die erreicht werden muss (8,7 von 10 Punkten). Welche Gäste jedoch Bewertungen abgeben können und wo, kommuniziert der Veranstalter in seinen Katalogen nicht.

Ausgezeichnet übernachten

Für Urlauber ist der wichtigste Bereich sicherlich die Unterkunft. Hierfür geben Touristen in der Regel am meisten Geld aus und wenn die Unterkunft nicht passt, ist schnell der gesamte Urlaub versaut.

Per se sind Prüfsiegel eine gute Idee. Die Hoteliers können mittels eines Siegels ihre Kompetenz auf einem besonderen Gebiet dokumentieren. Der Gast kann sich im Gegenzug auf verlässliche Kriterien verlassen und kann im Normalfall eine Unterkunft buchen, die sich in einem speziellen Gebiet besonders ausgezeichnet hat, die dem Gast wichtig ist. Eigentlich eine klassische Win-Win-Situation.

Eine Vielzahl von Siegeln beschäftigt sich vor allem mit dem Bereich Nachhaltigkeit. Derartige Zertifikate sind bei Hoteliers seit Jahren schon der Renner und nicht erst seit dem Greta Thunberg die „Fridays for Future“-Bewegung ins Rollen brachte. Deutlich wird es an der Organisation Earthcheck, die es bereits seit 1987 gibt.

Empfehlenswerte Nachhaltigkeits-Siegel, auf die Verbraucher achten können, sind etwa die Auszeichnungen von Biosphere Tourism, Earthcheck, Green Globe oder Travelife. Selbst die Europäische Union hat für diesen Bereich mit Ecolabel ein eigenes Gütesiegelsystem aufgelegt, welches auch Hotels auszeichnet.

Im Bereich Wellness gibt es unter anderem vier Siegelvergeber, die dem deutschen Kunden beratend zur Seite stehen. Zum Einen ist dies der bereits erwähnte Deutsche Wellness Verband mit seinem mehrstufigen „Wellness-Siegel“ und zum Anderen der Deutsche Medical Wellness Verband mit seinem „Medical Wellness“-Siegel. Abgerundet wird das Angebot durch die Wellness Stars- und Europe Spa-Zertifikate.

Doch damit nicht genug, denn es gibt auch interessante Spezialsiegel. Etwa die Siegel „Certified“ des gleichnamigen Prüfinstituts. Diese Siegel richten sich vor allem an Geschäftsreisende und zeichnen Unterkünfte unter anderem in den Bereichen „Business Hotel“ oder „Konferenz Hotel“ aus. Dieser Anbieter hat zudem auch schnell reagiert und bereits seit letztem Sommer ein Corona-Zertifikat auf den Markt gebracht, in dem Hotels ihre Kompetenz in punkto Corona darlegen können.

Eine Besonderheit ist auch das Siegel „OK für Kids“. Das Siegel ist quasi eine Koproduktion des Kinderschutzbundes Landesverband Nordrhein-Westfalen und des TÜV Nord. Die Technikexperten des TÜV Nord haben beim Entwurf des Siegels die Expertise des Kinderschutzbundes mit berücksichtigt.


Ähnlich verlief die Erarbeitung der Siegel „Reisen für Alle“, denn hier haben ebenfalls Interessenverbände der Behindertenbewegung an der Erarbeitung der Kriterien mitgewirkt. Bei dem Siegel „Reisen für alle“ handelt es sich um Spezialsiegel für Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungsarten. Das Siegel wird vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützt und berücksichtigt insgesamt sieben unterschiedliche Behinderungsarten. Somit können unter anderem blinde oder gehbehinderte Gäste weitaus besser die passende Unterkunft finden.

Selbst Wanderfreunden wird eine Orientierungshilfe geboten. Der Deutsche Wanderverband Service GmbH vergibt seit 2005 an deutsche Unterkünfte – die vom Hotel oder der Pension bis hin zum Campingplatz oder der Jugendherberge reichen kann – sein Siegel „Wanderbares Deutschland“.

Fazit: Zertifikate, Auszeichnungen oder Siegel können Urlauber bei der passenden Auswahl einer Unterkunft prinzipiell hilfreich unterstützen. Doch nicht jedem Zertifikat sollten Kunden blindlings vertrauen. Mit wenigen Klicks im Internet können unbekannte Zertifikate der Hotels recherchiert werden. Zudem: Zertifikate sind in der Regel kostenpflichtig und manche der Siegel sind sogar richtig teuer. Einige Hotels vermeiden diese Kosten, dennoch können auch diese Hotels eine passende Unterkunft sein. Kunden sollten sich daher nicht scheuen, für sie wichtige Kriterien selbst zu erfragen, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Text: Dominik Peter

Extratipp

Übersicht: Auf der Internetseite von www.label-online.de hat der Verein Verbraucher Initiative eine Übersicht der wichtigsten Auszeichnungen des Handels gelistet und zudem auch bewertet

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