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Canal du Midi – Von Meer zu Meer

Im 17. Jahrhundert gelang es dem Baumeister Pierre-Paul Riquet den Traum der alten Römer von einem Wasserweg zwischen Mittelmeer und Atlantik zu realisieren. Damit ging ein ungeheurer Aufschwung des Handels einher. Später folgte ab der lebhaften Metropole Toulouse der Garonne-Seitenkanal, der gemeinsam mit dem Canal du Midi den Canal des deux Mers bildet und heute eine bedeutende Rolle für den Tourismus spielt. An den Ufern des zum UNESCO-Welterbe zählenden Kanals reihen sich großartige Sehenswürdigkeiten, darunter die mittelalterliche “Cité” von Carcassonne oder die spektakuläre Schleusentreppe in Béziers. Der Canal des deux Mers ist mittlerweile ein beliebtes Revier für Freizeitkapitäne und die ehemaligen Treidelpfade ideal für Fahrradreisen.

Slow down

Es gibt kaum eine geruhsamere Urlaubsart als eine Schiffstour auf dem Canal du Midi. Entspannt lässt man an Bord die Landschaft mit Weinlagen und südlichen Dörfern gemächlich vorbeiziehen. Auf den zu komfortablen Schiffen umgebauten, ehemaligen Lastkähnen kümmert sich eine nette Crew um das Wohl der Passagiere. Sie sorgt für leckere Mahlzeiten an Bord oder organisiert Restaurantbesuche. Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten werden nach den Wünschen der Passagiere programmiert. Die Hotelschiffe mit Platz für vier bis zehn Gäste verfügen über wohnliche Kabinen mit Bad und Toilette. So bietet die “Clair de Lune” beispielsweise drei luxuriöse Doppelkabinen für Kreuzfahrten von einer Woche. Die “Le Haricot Noir” ist eine schiffbare Ferienwohnung mit Platz für 12 Personen und kann komplett mit Besatzung gemietet werden.




Gemütlich Radeln

Wo einst Maultiere schwere Lastkähne zogen folgen heute Radtouristen dem grünen Band des Canal des deux Mers. Die ehemaligen Treidelpfade sind perfekt für gemütliche Fahrrad-Touren. Anhalten um das Schleusen der Boote zu beobachten, in einem Restaurant eingerichtet in einem ehemaligen Schleusenhaus essen oder auf einem Markt wie in Valence d’Agen lokale Spezialitäten entdecken. Rechts und links des Kanals gibt es unzählige Sehenswürdigkeiten, wie die bemerkenswerte romanische Abteikirche in Moissac, ebenfalls ein UNESCO-Welterbe, oder der beeindruckende Brückenkanal Cacor. Die Infrastruktur entlang des Wasserweges ist auf Radtouristen eingestellt. Dazu gehören die mit dem Label “Accueil vélo” ausgezeichneten Unterkünfte, Gepäcktransport und Regionalzüge, wo das Fahrrad ohne Aufpreis mitgeführt werden kann.

Ein Ort zum Verweilen

Le Somail ist ein idyllisches Dorf am Canal du Midi. Über die alte gepflasterte Brücke kann nur jeweils ein Auto fahren, auf dem Kanal dümpeln Hausboote und bewohnte Lastkähne. Einer davon erfreut sich besonderer Beliebtheit. An Bord des bunt bemalten Schiffes können sich Bootstouristen mit Lebensmitteln und regionalen Produkten versorgen. Kleine Restaurants am Ufer sind ein beliebtes Ausflugsziel, während in einem ehemaligen Weinlager die Regale mit rund 50 000 Büchern ein wahres Labyrinth bilden, in dem sich Lesefans gern verlieren möchten. Im “Le Trouve Tout du Livre” können Bücherwürmer stundenlang zwischen antiquarischen Werken und Reiseliteratur, Klassikern, Belletristik oder auch fremdsprachlichen Büchern nach Raritäten stöbern.




Odile hat den Hafen im Griff

Als Hafenmeisterin in Castelnaudary achtet sie auf einen reibungslosen Ablauf des Hafenbetriebes. Noch immer kommen große Schiffe in den Kanalhafen, mal ist es einer der wenigen Frachter oder die zu komfortablen Hotelschiffen umgebauten Lastkähne. Meist sind es jedoch Freizeitkapitäne auf Hausbooten und kleinen Privatyachten. Odile hat alles im Auge, den Unerfahrenen hilft sie beim Manövrieren, sie erklärt die Dienstleistungen des Hafenamtes, zeigt wo sich die Duschräume und Sanitäranlagen befinden oder Wäsche gewaschen werden kann. Nach einigen Tagen Internetabstinez ist vielen Touristen der W-Lan-Anschluss ein dringendes Bedürfnis, auch dafür ist gesorgt. Und weil Odile alles im Griff hat und lächelnd, aber energisch für den ordentlichen Betrieb sorgt, wird sie von Stammbesuchern liebevoll “Capitaine Croc Odile” genannt.

Der Bohnenkrieg

Den Ursprung des südwestfranzösischen Nationalgerichtes “Cassoulet” nehmen gleich drei Städte für sich in Anspruch, Carcassonne, Castelnaudary und Toulouse. Es kreisen viele Legenden um die Entstehung des berühmten Bohneneintopfes. Stärkte er die Bewohner von Castelnaudary während des Hundertjährigen Krieges, um die Engländer zu vertreiben? Stimmt es, dass eine Köchin Katherine von Medici riet Cassoulet zu essen, um schwanger zu werden? Fest steht, der nährende Eintopf aus kleinen weißen Bohnen mit Würsten, Schweinefleisch und Gänsekeule wird im traditonellen Tontopf “Cassole” zubereitet. Diese Zutaten gehören unbedingt in ein Cassoulet aus Castelnaudary, die erklärte Hauptstadt des Bohneneintopfes. Spielen Hammelfleisch oder Toulouser Bratwurst eine Rolle in den Rezepten der anderen Städte, sind die kleinen weißen Bohnen unabdinglich für jedes Cassoulet. Und schmecken tut es immer. (Bildrechte: Le Somail © C. Deschamps – ADT Aude)