Die südafrikanische Variante des US-amerikanischen Streckenwunders, das die Rolling Stones mit ihrem legendären Song »Route Sixty-Six« weltberühmt machten, führt mitten ins Herz der Kleinen Karoo, die jenseits von Kapstadt eine ziemlich bizarre und bergige Wüstenwelt ist. Aber nicht nur das…
Als Ende des 19. Jahrhunderts der Straßenbauer Thomas Baines Pässe und Tunnel aus sperrigen Felslandschaften sprengte, entstand die erste durchgehende Verbindung zwischen Kapstadt und dem 850 Kilometer entfernten Port Elizabeth quer durch die Halbwüste der Kleinen Karoo. Heute absorbiert die küstennahe N2 den Verkehr, was der entleerten R62 ein beschauliches Road- Movie beschert, in dem die aufregendsten Szenen zwischen Montagu und der Straußenstadt Oudtshoorn spielen.
Nicht ohne Belang ist, dass ihr geografischer Auftritt exakt der längsten der 22 südafrikanischen Weinstraßen, der »Klein Karoo Wine Route «, entspricht, die sich serpentinenreich über den Swartbergpaß bis in den idyllischen Bergort Prince Albert hinauf zieht.
Ester Boxenstopp: Montagu
Ab Kapstadt führt die N1 zur Brandy-Stadt Worcester. Der prächtige Church Square mit seiner pittoresken kapholländischen Kirche und einer handvoll Museen sind hier die Pflicht. Robertson, die nächste historische Weinperle am Fuße der Langeberg Mountains, lebt von fruchtbaren Rebgärten, der Rosen- und der Pferdezucht. Der Einstieg zur Route 62 ist der Kogmanskloof-Pass nach Montagu, der ersten Etappenstadt, die ihre Route 62 touristisch perfekt vermarktet hat:
Vielfach zeigen sich zwischen Bath und Church Street dem US-Orginal nachempfundene »R62«-Embleme, auch vor der »Nederduitse Gereformeerde Kerk«, die seit 1854 das Zentrum des gemütlichen Landstädtchens schmückt.
Im Cadillac zur Weinprobe
Der Eigner des Montagu Country Hotels, Gert Lubbe, steht auf alte Schlitten. Gleich zwei edle Chromteile hat der Sammler in seiner Garage versteckt: einen 1956er Cadillac der Serie 62 Sedan de Ville, und einen Chrysler De Soto Fireflight Pillarless S24 Sportsman gleichen Jahrgangs. »American Dream Cars« nennt man die beiden chromblitzenden Straßenkreuzer hier, selbst Alteingesessene gucken, wenn sich Lubbes elektrisches Hoftor in Zeitlupe aufschiebt, während ein V8-Motor satt blubbernd dahinter wartet, um zur Ausfahrt in die Bath Road zu rollen.
Sowas kann jeder haben: Mit dem Besitzer der Oldtimer höchstpersönlich als Fahrer und Geschichtenerzähler, wahlweise zur Weinprobe auf die Robertson Wine Route, oder auf Stadtrundfahrt durchs historische Montagu.
Weiter geht der Road Trip in der Clever reisen! Ausgabe 2/19
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